über Fragen Teil 2

Ich liebe es, mit Menschen im Gespräch zu sein, vor allem wenn es über das 
Wie-geht-es-Dir hinausgeht. Es tut gut, wenn man sich jemanden anvertrauen kann, wenn es jemanden gibt, der zuhören und nachdenkliche Fragen stellen kann.
Oft schwingen diese Gespräche in mir nach und zeigen eine neue Perspektive.

Auf meiner Arbeit fragen mich manche Patienten, was sie gegen ihre Probleme tun können und wünschen sich einen Antwortenkatalog. Ich kann das verstehen, mir wäre es auch lieber, man nennt mir die Lösung für eine Krise, statt sie mühsam selbst herauszufinden.
Steve de Shazer (Begründer der lösungsorientierten Therapie) sagte: 
"Die Lösung hat mit dem Problem nichts zu tun."
Hä?
Wer nur um die Ursachen seines Problems kreist, der führt sich immer wieder das eigene Versagen vor Augen. Das bringt zwar Erkenntnis, aber keine Lösung.

De Shazer war in der Lage seine Patienten zu behandeln, ohne das Problem zu kennen (falls denen es zu peinlich war, es zu nennen). Er stellte die "richtigen" Fragen, die die Aufmerksamkeit auf individuelle Fähigkeiten und Ressourcen lenkte.
Seine sogennannten Skalenfragen lauteten: "Nehmen Sie eine Skala von Null bis zehn. Null heißt: Es ist so schlimm, schlimmer geht es nicht. Zehn heißt: Ihr Problem ist gelöst. Wo liegen Sie im Moment?"
Der Patient antwortet z.B.: "Zwei."
"Wie haben Sie es von Null auf Zwei geschafft? Was ist bei Zwei besser als bei Eins?"
Die Aufmerksamkeit fixiert sich auf die Fähigkeiten und nicht auf das Problem. 
De Shazer stellt weitere Fragen z.B. "die Wunderfrage" oder "die Frage der ersten Stunde". Einfach großartig!

Nein, ich will aus einem Gespräch keine Lösungsorientierte Therapie machen, aber mich begeistert die Vorstellung, dass Fragen beflügeln, ermutigen und inspirieren können, denn gute Fragen tragen das Potential einer Lösung in sich.