über Fragen Teil 1
"Ich verstehe das nicht", nölt mein Sohn bei seinen Mathehausaufgaben.
"Was verstehst du nicht?"
"Alles!"
"Hast Du die Lehrein gefragt?"
"Sie antwortet nur auf konkrete Fragen."
Ich suche in YouTube nach Antworten für die Extremwertermittlung mit Hilfe quadratischer Ergänzung von binomischen Formeln. Ich schaue es mir mehrmals an. Wer hätte gedacht, dass ich so etwas noch einmal in meinem Leben brauche?
Mein Sohn und ich hocken am Küchentisch und kauen alles durch: Einklammern und Ausklammern, Halbieren und Quadratzahl bilden. Erst jetzt kann er mir konkrete Fragen stellen. Wieso ändert sich ein Vorzeichen? Wieso wird diese Zahl faktorisiert?
Ich stelle auch gern Fragen: in meinem Beruf als Therapeutin, in meinen Beziehungen, über das Leben und wieso Thors Hammer doch keine Kraft besitzt. Meine Freunde finden das manchmal anregend und manchmal anstrengend. Ich übe noch am richtigen Timing.
Mich fasziniert die jüdische Theologie und Philosophie. Die Gelehrten sind im Austausch und ergründen ein Thema durch Fragen.
"Rabbi", fragte ein Schüler, "warum stellst du immer so viele Fragen?"
Rabbi: "Was hast du denn gegen Fragen?"
Nur wer Fragen stellen kann, hat schon viel verstanden!