über Fragen Teil 3

Ich mag keine Warum-Fragen, denn sie bleiben mir eine Antwort schuldig.

"Warum ich?"
"Warum passiert das mir?"
"Warum nur?"

Wir stellen diese Fragen an das Leben und wissen, es wird darauf keine Antwort geben. Und wenn, dann ist sie frustrierend. Wenn ein Warum sich aus unseren Gedanken windet, sollten wir die Position wechseln – statt fragen, antworten.

Friedrich Nietzsche hatte es so formuliert: "Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie."
Haben wir ein Warum in unserem Leben, das uns durch das Wie trägt? Wir können es Überzeugung, höheres Ziel, tieferen Sinn, eine Liebe oder Glauben nennen. 
Für einen geliebten Menschen kämpft man bis zum Äußersten gegen eine Krankheit, gegen Widerstand. Eine schwierige Arbeit hält man aus, weil sie die Familie versorgt. Eine Trennung überwindet man, weil es ein Wiedersehen gibt. 
Martin Luther King sagte es noch radikaler: "Wenn du keinen Grund zum Sterben hast, hast du auch keinen Grund zum Leben."
Mir gefiel der Spruch als Teenager, selbstbewusst habe ich ihn zitiert, in Poesiealben eingetragen und unter Aufsätze geschrieben. Jetzt bin ich mit meiner Antwort vorsichtiger, überlege, wiege ab und suche den Grund, der mich durch Krisen trägt. Ich muss mich um meinen Grund kümmern, ihn von Unwichtigem befreien, ihn pflegen und lieben, sonst rutsche ich aus, wenn ich am dringendsten Halt brauche.

Ich kenne mein Warum: es hing zwischen Himmel und Erde am Kreuz.