Handreichungen - was Trauernden hilft
Mein Sohn feierte seinen fünften Geburtstag nur zwei Monate nach dem Tod seines Papas. Meine Kinder und ihre Freunde wirkten so unbeschwert, tobten durch den Garten, staunten über das Lagerfeuer und rösteten konzentriert ihr Stockbrot. Ich schaute mit schwerem Herzen in die Glut, sah und fühlte Asche.
Die Eltern eines Gastkindes blieben. Sie wollten mir helfen, mir der trauernden Witwe im Ausnahmezustand.
Ich sehe die Zwei vor mir, wie sie nach Worten suchten, wie sie alles richtig machen wollten, dann platze es aus ihnen heraus: „Wir wissen nicht, wie wir mit dir umgehen sollen!“
„Ach, ich weiß es doch auch nicht.“
Das war der Anstoß und ich schrieb meinen Freunden eine E-Mail mit Handreichungen im Umgang mit Susanne.
Ich habe eine Gebrauchsanweisung über mich selbst geschrieben. Was brauche ich, damit ich nicht zerbreche? Humor, Geduld, Gesellschaft, Ziele. Es wurde eine Liste mit Impulsen wie:
Sei geduldig, wenn ich mich wiederhole.
Wenn ich weine, bin ich nicht trauriger als sonst.
Lass uns gemeinsam über den Verstorbenen sprechen.
Verzeih mir meine Stimmungsschwankungen.
Verliere nicht deinen Humor.
Auch meine Freundin musste ihren Ehemann beerdigen und sie sagte, wie sehr sie es vermisst, mit Männern einfach mal ein Bier zu trinken. Immer wenn sie von einer Bekannten eingeladen wurde, waren die Männer unterwegs, aus Sorge es würde ihren Schmerz vergrößern. Dann gab es Wein oder Tee statt Männergespräche und Bier.
Ganz ehrlich? Es gibt nichts, was den Schmerz steigern könnte. Es braucht nicht viel, Trauernde zu begleiten. Da sein! Zuhören! Schweigen! Weinen! Lachen!
Im Laufe der Jahre und nach vielen Gesprächen mit Trauernden sammelte ich alles ein, was tröstlich ist. Es gibt so unterschiedliche Dimensionen von Schmerz. Erwachsene Kinder, die ihre Eltern beerdigen, fühlen anders als Eltern, die ihr Kind zu Grabe tragen. Doch eines eint uns alle: die eine Sehnsucht nach Trost.
Nun gibt es meine Impulse für die Trauerbegleitung als Heftchen mit Fotos und Schmuckelementen. Ich wollte sie Handreichungen nennen, doch mein Verlag fand, dass es zu technisch klingt.
Handreichungen – aber genau das meine ich. Ich reiche dir die Hand. Wir gehen gemeinsam durch das Trauerland, egal wie lang der Weg ist.
Nun lautet der Titel „Bitte bleib an meiner Seite!“ Auch das ist schön.
Mit meinen Impulsen richte ich mich an Menschen, die Trauernde durch eine schwere Lebensphase begleiten.
Wenn du als Trauernde die Kraft hast, dann trau dich, zu sagen, was du brauchst. Wende dich an Trauergruppen oder verwaiste Eltern oder Trauerbegleitung . Jede Gemeinde hat Angebote, denn niemand sollte alleine durch ein Trauerland ziehen.