Trauerland Teil 3
Mit Kindern eine Trauerzeit zu erleben, ist besonders. Kinder springen in die Trauer wie in Pfützen. Hinein und wieder hinaus. Traurigkeit, Spaß, Tränen, Neugier, Schwermut und Bewegungsfreude wechseln sich rasch ab.
Dieses Foto ist über zwölf Jahre alt. Meine Söhne stehen am Grab ihres verstorbenen Papas. Inzwischen haben wir das Trauerland durchwandert. Ich schleppte mich vorwärts. Meine Jungs zogen mit Bobbycar und Teddybär los.
Wenn ich das Grab pflegte, halfen sie mit, bis ihnen langweilig wurde. Dann sausten sie mit dem Bobbycar die Friedhofswege entlang. Was für ein Spaß und Krach!
Einmal ermahnte uns eine Dame. Der Vierjährige stoppte: „Mein Papa ist totgestorben. Wann stirbst du?“
Keine Antwort. Betroffenheit. Mitgefühl.
Die Lebendigkeit der Kinder ist tröstlich und heilsam, aber nur wenn wir nichts verheimlichen oder beschönigen. Die Kinder geben das Tempo vor, wie viel sie über Tod und Sterben wissen wollen. Wir dürfen sie nicht überfordern, aber wir dürfen sie auch nicht unterschätzen. Wir müssen ihnen Ausdrucksmöglichkeiten schenken mit Bildern, Liedern und Geschichten. Wie sollen sie sonst begreifen, was wir selbst kaum fassen können – dass Abschied und Tod Teil unseres Lebens sind?