Bückware

„Dein Buch steht im Verkaufsregal der Hotellobby.“
„Ehrlich?“
Ich marschierte in das CVJM-Hotel in München und suchte freudig nach meinem Buch Asmarom und die Superhelden. Ich schaute nach rechts und links, ging um die Ecke, reckte meinen Hals und stellte mich auf Zehenspitzen.
„Wo ist es denn?“, fragte ich meine Freundin.
„Dort!“
Ich folgte ihrem Zeigefinger in Richtung Sockelleiste. Mein Buch stand im untersten Regal. Das ist nur perfekt, wenn man ein Zwerg ist oder über den Boden robbt.

Mein Buch ist Bückware. Bückware? An das Wort habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr gedacht. Wenn man zu DDR-Zeiten eine Bekannte hatte, die Verkäuferin im Konsum war, dann wurde man im Glücksfall zu einem Bückwarenempfänger. Die liebe Verkäuferin tat seltene Produkte wie Mohrenköpfe (so hießen die damals) oder eine Ketchupflasche in eine Papiertüte und stellte sie unter die Ladentheke. Wenn man dann einkaufen ging, bückte sich sie sich und gab einem das wertvolle Paket.
Bückware war ein Synonym für etwas Kostbares, das man nur durch Beziehungen erhielt.

Asmarom und die Superhelden. Bückware. Kostbare Ware?
Ja, egal, wo mein Buch steht, die Geschichte bleibt wertvoll. Überzeugt Euch selbst, aber bückt Euch rückengerecht.

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PS: Selbst für den Bestsellerautor Martin Schleske muss man sich bücken, wenn auch nicht so tief.



Susanne Ospelkaus