Das Zeit-Paradoxon

Sie alle haben es getan: die Avengers von Marvel, die Romulaner in Star Trek, Marty McFly aus „Zurück in die Zukunft“. Sie sind durch die Zeit gereist. Ich kann es nicht lassen, ich sinne über das Zeit-Raum-Paradoxon. Existiert Marty McFly mehrmals, wenn er sein jüngeres Ich in der Vergangenheit besucht? Wird er geboren werden, wenn sich seine Eltern nicht kennenlernen? Seit Jahrzehnten brüten nicht nur Nerds über diese Fragen.

Ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, wenn Thomas (mein verstorbener Ehemann) mich bei meinen Lesungen musikalisch begleiten würde. Wir waren eng mit einander verbunden. Er wüsste, welcher Song am besten zu einer Szene passt. Er wäre spontan genug, um zu improvisieren, falls ich den Faden verliere. Er wäre witzig genug, dass sich die Gäste trotz des schweren Themas amüsieren könnten.

So denke ich und weiß, dass ich nie das Buch „Meine Reise durch das Trauerland“ geschrieben hätte, wenn er nicht gestorben wäre. Wahrscheinlich wäre ich nicht einmal Autorin, wenn er die Krankheit überlebt hätte. Es ist ein Paradoxon.

Im Film lässt man sich von einem Paradoxon nicht aufhalten – im Radio auch nicht.
Die Literatursendung „Lesezeichen“ des ERF spielt in vier Teilen Auszüge aus meinem Buch. Ich lese eine Figur, die Redakteurin Ute Heuser-Ludwig liest eine andere und Thomas spielt Gitarre. Ich bin tief berührt von dem, was möglich ist. Thomas und ich, wir spielen und lesen für Euch!

Ich bin beschenkt und genieße den Moment, dass Kunst nicht an Raum und Zeit gebunden ist.



Die Musik aus der Sendung stammt aus “Weltempfänger”.