Trauerland Teil 1
Jeder Mensch macht Verlust- und Trauererfahrungen. Das Leben mutet uns Einiges zu. So manch einer trägt schwerer, als ich ahnen kann. Leid und Trauer lassen sich nicht vergleichen. Trauer ist unmessbar und unermesslich. Man kann sie weder kleinreden noch beschönigen, man kann nicht mit ihr argumentieren oder verhandeln. Man kann ihr nur begegnen und hoffen, dass sie sich und uns verändert.
Vieles in meinem Leben hat sich zum Besten gewandelt. Aber sehe ich auch die Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte mit einem Verlust zurechtkommen müssen.
Zuerst wollte ich meine Erfahrungen über meine Krebserkrankungen und Witwenschaft in einen fiktiven Roman packen. Verlage lehnten ab, denn die LeserInnen wollen echte Geschichten. Wie viel kann ich von mir preisgeben? Was muss privat bleiben? Welche erlebten Erfahrungen sind hilfreich und tröstlich? Es war eine Reise in die Vergangenheit. Zwölf Jahre spulte ich zurück, las in Tagebüchern, schaute Familienfotos und Videos an und grub mich durch Erinnerungsstücke.
„Ach, so war das“, huschte es mir immer wieder über die Lippen. Selbst die Erinnerungen verändern sich mit der Zeit.
„Meine Reise durch das Trauerland“ ist meine Geschichte, aber ich wollte nie, dass sie an mir kleben bleibt. Deswegen erzähle ich sie in zwei Perspektiven, die eine ist meine begrenzte Sicht, die andere gehört der Trauer. Sie darf alles sagen, denken und fühlen. Sie will zu Eltern sprechen, die ein Kind verloren zu haben, zu erwachsenen Kinder, die ein Elternteil beerdigen mussten, zu Geschwistern oder Freunden. Die Trauer hat die Fähigkeit, uns zu zeigen, wie belastbar die Liebe ist.
„Meine Reise durch das Trauerland“ ist für alle, die selbst durch ein Trauerland gehen oder andere auf dieser Reise begleiten.
Bitte bleibt nicht stehen!